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Almwanderungen – Vorsicht bei Kühen, Pferden, Ziegen und Schafen

Wanderer in den Bergen neben Kühen. (c) AdobeStock

Rund um den Sommerbeginn treiben viele Bauern ihr Vieh wieder auf die Almen. Darum heißt es für Wanderbegeisterte, die auf Wegen durch bewirtschaftete Almen unterwegs sind, Vorsicht walten zu lassen und sich mit den wichtigsten Verhaltensregeln bei Almwanderungen vertraut zu machen. Sicherheit in den Bergen ist oberstes Gebot. Und da viele Wanderwege über bewirtschaftete Almen führen, haben die Naturfreunde Österreich wertvolle Tipps für das richtige Verhalten beim Wandern zusammen gestellt, damit Touren über Weiden problemlos verlaufen.


Gefährliche Situationen bei Almwanderungen vermeiden

Grundsätzlich soll ein großer Sicherheitsabstand zur Viehherden auf Almen gehalten und keinesfalls mitten durch die Herde gegangen werden. Selbstverständlich sollen die Tiere auch niemals gefüttert oder gestreichelt werden. Die Tiere brauchen Ruhe, Respekt und Abstand, damit sie sich nicht bedroht fühlen. Kommt es trotzdem zu Drohgebärden der Almtiere soll jegliche Hektik vermieden und ein langsamer Rückzug in Bereiche mit schützenden Bäumen und Sträuchern gemacht werden.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Almgäste Hunde mitführen, denn der Hund wird von den Rindern als natürlicher Feind angesehen und ist somit eine Bedrohung. Regina Hrbek von den Naturfreunden Österreich appelliert daher an alle Hundebesitzer•innen: „Bitte achten sie am besten schon bei der Tourenplanung darauf, dass Almweiden, auf denen sich Weidetiere befinden, großräumig umgangen werden können.“ Wenn dies nicht möglich ist, dann finden sie weiter unten hilfreiche Informationen, wie man sich am sichersten mit Hunden innerhalb von Almgebieten bewegt.

Nahaufnahme des Kopfes einer Kuh.
(c) Naturfreunde Österreich/ Doris Winder
Vor allem junge Rinder sind durchaus auch sehr neugierig. Trotzdem heißt es, vorsichtig zu sein, auch wenn sie noch so treuherzig schauen.

Eine jahrtausendealte Tradition

Der Ursprung der Almwirtschaft geht zurück bis in die Bronze­zeit. Im Salzkammergut gilt die erste Almnutzung mit den Anfängen des Bergbaubetriebs der Kelten um zirka 1300 v. Chr. als bestätigt. Die heutigen Almregionen sind also keine Naturlandschaften, sondern über Jahrtausende von landwirtschaftlicher Nutzung geprägte Kulturlandschaften mit vielfältigen Funktionen. Die Almbewirtschafter•innen produzieren dort qualitativ hochwertige Nahrungsmittel wie Milch, Käse, Butter und Fleisch. Dank der standortangepassten Bewirtschaftung der Almflächen können Bedrohungen durch Bodenerosion, Muren und Lawinen verringert werden.

Die reich strukturierten und extensiv bewirtschafteten Almen sind auch aus ökologischer Sicht von großer Bedeutung. Sie gehören zu den artenreichsten Lebensräumen im Alpenraum. Des Weiteren haben Almen auch einen sehr hohen touristischen Wert, weil sie vor allem in den Sommermonaten von vielen Wanderinnen und Wanderern besucht werden.

In Österreich gibt es rund 8.400 bewirtschaftete Almen. Die Alm­wirtschaft ist somit ein zentraler Bestandteil der heimischen Berglandwirtschaft. In den Sommer­monaten sorgen an die 7.000 Hirtinnen und Hirten für 300.000 Rinder, 10.000 Pferde, 114.000 Schafe und 11.000 Ziegen [Quelle: BMLFUW]. In nur etwa hundert Tagen erzeugen Almbäuerinnen und ­-bauern in Österreich 60.000 Tonnen Milch. Sie verarbeiten 13.000 Tonnen Milch zu Käse, Butter und sonstigen Milchprodukten. Weiters werden auf Almen pro Jahr 6.500 Tonnen Fleisch produziert.

Weideviehfreie Zonen sind keine Lösung!

Auch wenn es hin und wieder zu gefährlichen Zwischenfällen kommt, ist die Forderung, Wanderwege im Weidegebiet zu verlegen oder gar die Weidewirt­schaft auf Almen abzuschaffen, inakzeptabel – sie wird von den Naturfreunden strikt abgelehnt. Eine Trennung von Wandernden und Weidevieh ist nirgendwo machbar und auch nicht sinnvoll. Die bewirt­schafteten Almen gehören zu unserem Kulturgut und erbringen auch wichtige ökologische Leistungen.

Viel wichtiger ist es in diesem Sinn, beim Wandern über Almen Vernunft und Hausverstand einzuschalten. Ein gutes Miteinander ist nur möglich, wenn sich alle an gewisse Regeln halten. Denn jede und jeder, die•der eine Alm besucht oder durchwandert, muss wissen: Das ist kein Streichelzoo und auch kein Abenteuerspielplatz.

Drohgebärden von Weidetieren

Ein drohendes Rind erkennt man daran, dass es die Gefahrenquelle fixiert, den Kopf senkt, seine Hörner bzw. Stirn präsentiert und immer näher kommt. Wenn Pferde Respekt einfordern, geschieht das in sehr feinen Abstufungen. Eine ernst zu nehmende Drohung wäre, wenn das Pferd seine Ohren zurück­ legt und ein Hinterbein anhebt. Es kündigt damit sein bevorstehendes Ausschlagen an. Wenn diese Warn­hinweise keine Wirkung zeigen, schlägt das Pferd mit beiden Hinterbeinen aus. Schafe und Schafböcke stampfen mit den Vorderbei­nen auf. Ziegen heben selbstbewusst den Kopf und zeigen die Hörner. Wenn die Ohren nach hinten gelegt sind, ist dies eine Steigerung der Drohgebärde.

Was tun bei Drohgebärden?

Wenn sie nun eine dieser Drohgebärden bei Weidetieren bemerken, ist das oberste Gebot, Hektik zu vermeiden und niemals wegzulaufen! Wenn ein Weidetier auf einen zukommt, sollte man sich langsam zum Ausgang bzw. Weidegatter entfernen und ihm nicht den Rücken zudrehen. Bäume und Sträucher können ebenfalls sehr guten Schutz bieten.

Grundsätzlich empfiehlt sich die Mitnahme eines Stockes. Wenn ein Weidetier angreift, kann man es meist mit lautem Zurufen und Heben des Stockes – keine hektischen Bewegungen – abschrecken.

Reagiert eine Herde unruhig, wenn man sich ihr nähert [wird man beispielsweise von einzelnen Tieren fixiert], halten sie unbedingt Abstand und ziehen sie sich ruhig und langsam zurück. Das Motto sollte heißen: „Lieber einen größeren Umweg in Kauf nehmen, als von Weidetieren angegriffen zu werden!

Kuhherde auf einer Alm, Stichwort Almwanderung.
(c) Naturfreunde Österreich/ Regina Hrbek
Machen sie bei Almwanderungen einen großen Bogen um Kuhherden – Sicherheit geht vor.

Allgemeine Tipps für Wandernde

Damit es idealer Weise erst gar nicht so weit kommt, sollte man folgende Tipps berücksichtigen:

Tipps für Wandernde mit Hunden

Egal, ob groß oder klein: Ein Hund wird von Weide­tieren als Feind angesehen, weil diese in ihm einen Wolf sehen.

Tipps für umweltverträgliche Wanderungen

Wandern heißt neben der körperlichen Ertüchtigung auch, die Schönheit der Natur zu genießen. Damit eben diese erhalten bleibt, hier auch ein paar Tipps, wie ihre nächste[n] Wanderung[en] umweltverträglich sind:

Ein kleines Weidetier-ABC

Ziegen und Schafe

Im gesamten Alpenraum werden Ziegen und Schafe schon immer zur Pflege der Almen eingesetzt – vor allem auf extrem steilen Flächen, weil diese von Rindern nur mit erheblichem Risiko zu begehen sind. Weidende Ziegen und Schafe stellen meist keine Bedrohung dar, einzig Böcke können aggressiv sein und sollten daher im Auge behalten werden. Ziegen sind sehr neugierig und kommen einem gerne sehr nahe. Am besten sie nicht beachten und ruhig weitergehen.

Schafe auf einer Alm.
(c) AdobeStock
Schafe stellen meist keine Bedrohung dar, einzig Böcke können aggressiv sein und sollten daher im Auge behalten werden.

Pferde

Pferdeherden auf Almen bestehen meist aus friedlichen Haflingern und Kaltblütern. Nichtsdestotrotz handelt es sich um große, kräftige Tiere, die sich bei Gefahr zu wehren wissen. Jungtiere toben gerne herum, Rangeleien gehören mit dazu. Was meist wild aussieht, ist eher harmlos − nur mittendrin sollte man nicht sein. Falls man von aufdringlichen Pferden verfolgt wird, ignoriert man sie am besten und tritt vorsichtig den Rückzug an.

Rinder

Auch Rinder sind von Natur aus friedfertige Tiere, die bei einer Bedrohung eher selbst davonlaufen. Sie greifen nur an, wenn sie keine andere Möglichkeit haben oder jemanden verteidigen wollen. Eine Kuhherde besteht aus Kühen, die regelmäßig gemolken werden und daher an den Kontakt mit Menschen gewöhnt sind. Hier gilt: Sind Stiere in der Herde, ist besondere Vorsicht geboten.

Trifft man auf eine Mutterkuhherde, muss man besonders zurückhaltend sein. Der Mutterinstinkt der Kühe ist nämlich stark ausgeprägt. Mutterkühe würden ihre Jungen sofort verteidigen. Viele Jungtiere sind sehr neugierig und gehen auch auf Menschen zu. In einem solchen Fall die Kälber nicht streicheln oder füttern, sondern einfach langsam weitergehen und dabei die Mutterkühe beobachten. Gibt es in der Herde Stiere, heißt es, doppelt vorsichtig zu sein.

Bei Jungtieren stehen vor allem ihre Neugierde, ihr Bewegungsdrang und ihr Übermut im Vordergrund. Einfach Abstand halten und ruhig vorbeiwandern ist die beste Strategie.

Service

Die Naturfreunde Österreich haben die wichtigsten Informationen für sichere Wanderungen auf und über die heimischen Almen kompakt in einem kleinen Folder zusammen gefasst. Diesen Folder können sie HIER kostenlos bestellen oder als Pdf downloaden.

(Bilder: AdobeStock, Naturfreunde Österreich/ Doris Winder, Naturfreunde Österreich/ Regina Hrbek, AdobeStock)

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