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Kleiner als 5mm: Mikroplastik – unsichtbar, aber nicht unvermeidbar

Leere, zerquetschte Plastikflaschen. (c) AdobeStock

Mikroplastik klingt wie das lästige Zeug, das man nach einem Bastelnachmittag unter den Fingernägeln findet, ist aber ein sehr reales Umweltproblem, das mittlerweile in praktisch jedem Winkel unseres Alltags angekommen ist. Egal ob im Boden, in der Luft oder im Wasser: Die winzigen Partikel mischen überall munter mit. Und das ist ein Problem, das wir weder ignorieren noch einfach per Handstaubsauger lösen können.


Was Mikroplastik eigentlich ist

Mikroplastik besteht aus Kunststoffteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind. Manche entstehen absichtlich als zugesetzte Bestandteile in Kosmetik oder Reinigungsmitteln, andere entstehen unbemerkt und unbeabsichtigt durch Reifenabrieb oder Zerfall größerer Kunststoffobjekte, Kunststoffbeschichtungen, Verpackungen, Sport- und Funktionskleidung oder landwirtschaftliche Anwendungen wie Folien oder Wuchshüllen. Sonne, Wasser, Reibung und Zeit zerkleinern jeden Plastikrest irgendwann zu diesen Partikeln. Das Ergebnis: ein unsichtbarer Feinstaub aus Kunststoff, der sich nicht einfach abbauen lässt.

„Um Emissionen zu reduzieren, braucht es Aufmerksamkeit, wo Kunststoff-Produkte erodieren, Abrieb verursachen, zerfallen und so zu Verlusten in die Natur führen, betont Walter Hauer, Präsident des bündnis mikroplastikfrei.

Das macht Mikroplastik so hartnäckig: Während ein Plastiksackerl Jahrzehnte oder Jahrhunderte braucht, um sich zu zersetzen, verteilt sich ihr zerfallendes Material viel schneller und breiter. Die Partikel verschwinden nicht wirklich, sie werden nur kleiner, scheinbar „unsichtbar“ und dadurch schwerer zu kontrollieren.

Die Hände zweier Frauen, die Plastikmüll einsammeln und in einen Sack geben, Stichwort Mikroplastik.
(c) AdobeStock
Neben dem Abrieb von Autoreifen ist der einfach weggeworfenen Plastikmüll »die« Quelle für Mikroplastik in der Umwelt.

Wo wir Mikroplastik überall finden

Die kurze Antwort: de facto überall.

Doch auch eine längere Antwort ist nicht besonders beruhigend.

Im Boden
Landwirtschaftliche Flächen, Wälder, städtische Grünzonen – Mikroplastik findet sich in nahezu jedem untersuchten Boden. Klärschlamm, Abrieb aus Kunststoffverpackungen und Reifen, Folien aus der Landwirtschaft und weggeworfene Alltagsprodukte, die draußen zerfallen, liefern stetigen Nachschub an Partikeln.

In der Luft
Ja, selbst über den Wolken ist man mittlerweile nicht mehr frei davon. Abrieb von Autoreifen, synthetischen Textilien oder Baustoffen steigt als Mikroplastikfeinstaub auf, wird vom Wind verteilt und kann so auch weit entfernte Gebiete erreichen. Und: Wir atmen das ein, ohne es zu merken.

Im Wasser
Flüsse, Seen und Meere sind die große Endstation vieler Kunststoffreste. Hier sammelt sich Mikroplastik in unterschiedlichsten Konzentrationen. Meerestiere nehmen es auf, und damit landet es nicht nur in der Nahrungskette, sondern irgendwann auch wieder auf unseren Tellern.

In Lebensmitteln
Untersuchungen finden Mikroplastik in Fisch, Meersalz, Honig, Obst, Gemüse und sogar im Trinkwasser. Die Konzentrationen sind noch Gegenstand vieler Forschungen, aber eines ist klar: Die Partikel sind da, und sie bleiben nicht freundlich draußen vor der Tür stehen.

Was wir heute wissen

Was Mikroplastik mit uns macht

Noch sind nicht alle Auswirkungen vollständig geklärt, weil Mikroplastik komplex ist und es schwierig ist, seine Effekte isoliert zu untersuchen. Hinweise gibt es aber reichlich: Entzündungsreaktionen, mögliche Beeinträchtigungen von Zellen, Transport von Schadstoffen oder Keimen, und eine generelle Belastung für den Körper zeigen, dass Mikroplastik kein harmloser Beifahrer ist.

Und wenn wir bedenken, wie allgegenwärtig die Partikel sind, lohnt es sich, das Thema ernst zu nehmen – selbst ohne vollen wissenschaftlichen Konsens über jedes Detail.

Was wir tun können, um Mikroplastik zu reduzieren

Die gute Nachricht: Wir sind nicht komplett machtlos. Es gibt Maßnahmen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene, die tatsächlich einen Unterschied machen können:

Weniger Einwegplastik nutzen
Wiederverwendbare Flaschen, Taschen, Boxen und Verpackungen reduzieren nicht nur Müll, sondern auch den Abrieb, der später zu Mikroplastik wird. In diesem Sinn wäre es auch wichtig, Obst und Gemüse unverpackt kaufen.

Synthetische Kleidung bewusster wählen
Funktionskleidung ist praktisch, verliert aber beim Waschen winzige Fasern. Spezielle Waschbeutel, Wäschenetze oder Filter für die Waschmaschine können einen Teil davon abfangen. Am besten wäre es, Kleidung mit Naturfasern zu bevorzugen und diese lange zu nutzen.

Kosmetik ohne Mikroplastik kaufen
Viele Peelings, Cremes oder Zahnpasten enthalten noch immer mikroskopische Kunststoffkügelchen. Zertifizierte Naturkosmetik verzichtet meist darauf.

In der Küche
Verzichten sie auf Kunststoffschneidbretter und erhitzen sie Kunststoffgefäße nicht zu stark. Außerdem ist es ratsam, Spülschwämme aus Naturfaser zu verwenden.

Reifenverschleiß reduzieren
Vorausschauend fahren, richtigen Reifendruck halten und hochwertige Reifen nutzen mindert den Abrieb erheblich. Straßenverkehr ist einer der größten Mikroplastikquellen überhaupt.

Abfälle richtig entsorgen
Je weniger Plastik in der Umwelt landet, desto weniger kann davon zu Mikroplastik zerfallen. Recycling ist nicht perfekt, aber immer noch klar besser als „landet irgendwo draußen“.

Politische Maßnahmen unterstützen
Verbote von Mikroplastik in Kosmetik, strengere Regeln für Verpackungen, bessere Filtersysteme in Kläranlagen und Anreize für plastikfreie Innovationen sind entscheidend. Öffentlicher Druck bewegt etwas!

Große Stapel an recycelten Plastikflaschen.
(c) AdobeStock
Gesammelt kann Plastikmüll wiederverwertet werden – was auf jeden Fall viel besser ist als diesen einfach wegzuwerfen.

Fazit

Mikroplastik ist kein Science-Fiction-Problem der Zukunft, sondern längst Teil unseres Alltags. Die Partikel sind überall, und ihr Weg führt oft direkt zu uns zurück. Trotzdem ist die Lage nicht hoffnungslos. Mit klugen Entscheidungen, technischem Fortschritt und gesellschaftlichem Druck können wir die Menge an Mikroplastik in der Umwelt reduzieren. Es ist ein Marathon, kein Sprint, aber jeder Schritt zählt.

Wenn wir heute bewusst handeln, verhindern wir, dass zukünftige Generationen in einer Welt leben, in der Plastikpartikel zum festen Bestandteil jeder Mahlzeit und jeder Atemluft gehören.

Es braucht keinen Alarmismus, aber wir dürfen das Thema nicht unterschätzen: Denn Mikroplastik ist allgegenwärtig und kann aus der Umwelt nicht mehr zurückgeholt werden.

(Bilder: AdobeStock)

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