Die Sommer werden zunehmend heißer – und vor allem die Städte geraten dabei zunehmend unter Druck. Versiegelte Böden, dichte Bebauung, wenig Grün und selbsterzeugte Wärmequellen wie Verkehr oder Klimaanlagen machen urbane Räume besonders anfällig für Hitzebelastung. Tropennächte und überhitzte Tage beeinträchtigen Lebensqualität und Gesundheit – von uns allen, und ganz besonders jene der älteren Generation.
Denn Hitze trifft ältere Menschen in Städten besonders hart. Sie haben Schwierigkeiten bei der Regulierung der Körpertemperatur, leben oft in schlecht isolierten Wohnungen und Stadtvierteln ohne Grünflächen. Hinzu kommen eingeschränkte Mobilität und soziale Isolation, die ihre Anpassungsfähigkeit weiter verringern. Da die Bevölkerung österreichischer Städte tendenziell immer älter wird, wird die Auseinandersetzung mit diesem Thema künftig noch dringlicher.
Persönliche Lebensumstände machen den Unterschied
Eine Studie der BOKU – Universität für Bodenkultur hat untersucht, wie Seniorinnen und Senioren auf sommerliche Hitze reagieren – und welche Rolle städtische Grünflächen dabei spielen. Das Ergebnis: Viele ältere Menschen meiden bei großer Hitze den Aufenthalt im Freien, obwohl gut gestaltete Grünanlagen mit viel Schatten, Wasser und einer guten Erreichbarkeit ihr Wohlbefinden deutlich steigern könnten.
„Wie stark ältere Menschen in Städten unter Hitze leiden, hängt letztlich von ihren ganz persönlichen Lebensumständen ab. Während manche über ausreichend Gesundheit, Mobilität und eventuell sogar einen Zweitwohnsitz im Grünen verfügen, um der Hitze zu entkommen, sind andere gezwungen, in aufgeheizten Wohnungen auszuharren“, erklärt Studienautor Arne Arnberger vom Institut fürLandschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung der BOKU.
Bei einer Befragung von 193 älteren Wienerinnen und Wienern aus besonders hitzebelasteten Stadtteilen lag das Alter durchschnittlich bei 73 Jahren und die Haushaltsgröße bei 1,6 Personen. 55 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen, die Mehrheit verheiratet oder verwitwet. Die durchschnittliche Wohnfläche betrug 78 Quadratmeter. Fast 80 Prozent empfanden die Temperaturen in ihrer Wohnung während der sommerlichen Hitzewellen als heiß oder sehr heiß – dennoch verfügten nur sieben Prozent über eine Klimaanlage. Obwohl alle Befragten in sogenannten Wärmeinseln lebten, nahmen nur 44 Prozent dies selbst so wahr. Rund 70 Prozent schätzten ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein.

Unterschiedliche „Hitze-Strategien“
Die Untersuchung zeigte drei typische Strategien im Umgang mit Hitze:
- 55 Prozent der Befragten bleiben in der eigenen Wohnung
- 31 Prozent nutzen öffentlicher Grünräume
- 14 Prozent nutzen einen Zweitwohnsitz außerhalb der Stadt
Ein Auswahlexperiment mit digital simulierten Bildern verschiedener Parks und Zugangswegen ermöglichte es, die konkreten Grünflächenpräferenzen älterer Menschen an heißen Tagen genauer zu analysieren. Dazu wurden mehrere Eigenschaften – beispielsweise das Vorhandensein oder das Fehlen von Bäumen, einem Teich, WC-Anlagen oder auch die Anzahl an Menschen visualisiert. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden diese präsentiert, mit der Frage:
„Welchen dieser Orte würden sie an einem heißen Tag mit Temperaturen von 30 Grad aufsuchen?“
Die wichtigsten Kriterien für einen Besuch bei großer Hitze waren:
- dichter Schatten
- Wasserflächen [Teich]
- kurze, schattige Wege zum Park
- kühlere Temperaturen im Park als in der Wohnung
Bis zu 85 Prozent der zu Hause bleibenden Seniorinnen und Senioren könnten durch solche Maßnahmen motiviert werden, Grünflächen aufzusuchen – mit positiven Effekten auf ihre Gesundheit und auf ihre soziale Teilhabe. „Grünflächen sind nicht nur Erholungsräume, sondern potenzielle Lebensretter während Hitzewellen“, so Arnberger. Ihre gezielte Gestaltung kann dazu beitragen, hitzebedingte Gesundheitsrisiken zu reduzieren – besonders für ältere, sozial isolierte oder gesundheitlich eingeschränkte Stadtbewohnerinnen und -bewohner.
Interessant: Soziale Aspekte wie die Anzahl anderer Besucherinnen und Besucher spielten für die Befragten eine eher untergeordnete Rolle. Auch die Anwesenheit von Hunden war für viele wenig relevant. Überraschend: Ein Teich ohne Enten wurde von älteren Menschen mehr bevorzugt als einer mit Enten.
Empfehlungen für die Stadtplanung
- Entwicklung speziell auf ältere Menschen zugeschnittener, kühler Grünräume
- Schattige, barrierefreie und kurze Zugangswege mit möglichst geringer Hitzeexposition
- Aufklärung über kühlere Tageszeiten und Temperaturvorteile von Parks
- Förderung der Nutzung auch am Abend durch bessere Beleuchtung und Sicherheit
Die Studie liefert praktische Grundlagen für einen Umgang mit Hitzebelastung in Städten – und verdeutlicht: Hitzevorsorge ist auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.

Weitere Informationen
Mehr Informationen und über 30 weitere Projekte von BOKU-Forscherinnen und Forschern über vorbeugende Hitzemaßnahmen finden sie auf der Website „Heat an the City“.
(Bilder: AdobeStock)