Praktisch jeder von uns hat es schon das eine und wahrscheinlich auch andere mal gehabt: Schmerzen im oder am Ohr. Naheliegend, dass wir bei Ohrenschmerzen automatisch davon ausgehen, dass die Ursache dafür im Ohr liegt. Aber oft liegt die Ursache von Ohrenweh im Nasen-Rachen-Raum oder im Kiefer-Zahnbereich. Lesen sie hier interessante Fakten über mögliche Ursachen und Behandlungsmethoden, wenn´s im Ohr sticht und schmerzt.
Unsere Ohren – zartbesaitet und sensibel

Unsere Ohren sind vor allem in ihren äußeren und mittleren Anteilen besonders schmerzempfindlich. Die feine Haut, die Knochen und Knorpel umgibt, ist von unzähligen Nerven durchzogen. Erkrankungen in einem oder beiden Ohren rufen daher oft sehr starke und intensive Beschwerden hervor. Aber nicht nur unsere Ohren selbst können Auslöser für Schmerzen sein. Da unser Mittelohr über eine „Verbindungsröhre“ mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden ist, breiten sich Atemwegsinfekte auf diesem Wege bis ins Mittelohr aus. Und unmittelbar an den äußeren Gehörgang grenzt das Kiefergelenk, wodurch Kiefer- und/ oder Zahnbeschwerden oft auch auf die Ohren ausstrahlen können.
Eo können also unterschiedliche Erkrankungen in Kopf und/ oder Halsbereich über die Tuba, Nervenbahnen und Muskelstränge die Ohren in Mitleidenschaft ziehen.
Ohrenschmerzen
Die gute Nachricht: Mit den Lebensjahren geht offenbar die Anfälligkeit für schmerzhafte Mittelohrentzündungen zurück. Wer im späteren Alter mit Ohrenschmerzen zu tun hat, leidet eher unter Problemen am äußeren Ohr und im äußeren Gehörgang.
Bei Erwachsenen sind Gehörgangsentzündungen mit die häufigsten Auslöser für unangenehme Schmerzen im Ohr. Ursache dafür ist oft eine unsachgemäße Reinigung, etwa mit Wattestäbchen, die zu kleinen Verletzungen mit nachfolgenden Infektionen führen kann (siehe auch: Ratgeber: So entfernen sie das „Schmalz in den Ohren“ richtig) – quasi ein „gefundenes Fressen“ für Bakterien und Pilze. Aber auch allergische Reaktionen, zB Kontaktallergien gegenüber bestimmten Inhaltsstoffen in Haarpflegemitteln, im Ohrschmuck, oder Infektionen durch Piercings kommen infrage.
Die Sache mit dem Fliegen

Flugreisende kennen die Schmerzen im Ohr, die einsetzen, wenn sich das Flugzeug im Landeanflug befindet. Der vorübergehende Unterdruck im Ohrraum macht vielen zu schaffen, die sich zB durch Kauen eines Kaugummis im Normalfall beheben lassen. Ernste Probleme beim Fliegen – oder auch beim Tauchen – können entstehen, wenn jemand zusätzlich erkältet ist oder eine Ohrentzündung hat.
Bei eher älteren Menschen kann es manchmal vorkommen, dass ein Ohrherpes die Ohrmuschel und den äußeren Gehörgang befällt und unangenehme Schmerzen bereiten. Die Entzündung geht in manchen Fällen auf den Gesichtsnerv über und löst dann – neben den Ohrbeschwerden – auch noch Gesichtsschmerzen sowie im schlimmsten Fall Lähmungserscheinungen aus. Diese treten aber auch vielfach ohne erkennbare Ursache auf und sind vor allem zu Beginn oft mit Ohrenschmerzen verbunden.
Häufige Auslöser von Ohrenschmerzen sind Probleme im Zahn- und Kieferbereich. Aber auch Schäden oder Funktionsstörungen an der Halswirbelsäule machen sich manchmal auch in Ohrenschmerzen bemerkbar. Bisweilen spielt auch unsere Psyche eine Rolle, wenn Ohrenschmerzen ohne körperlich erkennbaren Grund auftreten. Depressive Erkrankungen äußern sich oft auch in körperlichen Beschwerden, dazu gehören unter anderem Schwindelgefühle, Ohrgeräusche und -schmerzen.
Schmerzende Ohren: Wann zum Arzt?

Grundsätzlich sind Ohrenschmerzen immer ein Grund, den Arzt aufzusuchen. Das gilt vor allem für Säuglinge und Kinder, aber genauso für Erwachsene. Auch wenn zB eine Mittelohrentzündung meist von selbst wieder ausheilt, ist es wichtig, dass der Arzt durch entsprechende Untersuchungen andere mögliche Ursachen ausschließt. Er wird außerdem genau beobachten, wie die Erkrankung verläuft, um rechtzeitig etwaigen Komplikationen entgegenwirken zu können.
Was hilft gegen Ohrschmerzen?
Die Behandlung von Ohrerkrankungen zielt zumeist darauf ab, die Beschwerden zu lindern und zu verhindern, dass sich die Erkrankung ausbreitet. Mögliche Infektionsherde werden zum Ausheilen gebracht oder entfernt, und eine gestörte Belüftung im Ohrraum wieder normalisiert. Dazu setzen Ärzte meist Medikamente wie zB Schmerzmittel und desinfizierende oder abschwellende Arzneien ein. Gegebenenfalls sind auch Antibiotika, Mittel gegen Viren oder Kortison notwendig. Je nach Schwere der Erkrankung werden auch chirurgische Eingriffe in Betracht gezogen, etwa um Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohrraum abzuleiten, Eiterherde oder Wucherungen zu entfernen oder Trommelfellschäden zu beheben.
Probleme im Kiefer-Zahn-Bereich behandelt der Zahnarzt oder der Kieferorthopäde. Ein „normaler“ Orthopäde wird Störungen an der Halswirbelsäule mit den dafür geeigneten Maßnahmen angehen. Dazu gehören oft Krankengymnastik, Schmerzmittel, Wärme- und Kältetherapien. Die Behandlung von Nervenstörungen liegt in der Regel bei einem Neurologen.
Allgemein gilt für viele Erkrankungen, die mit Ohrschmerzen verbunden sind: schonen sie sich und gehen sie zum Arzt. Viele Menschen schwören bei Ohrerkrankungen auch auf bewährte Hausmittel wie Wärmeanwendungen oder die berühmten Zwiebelsäckchen. Aber: Nicht alle Anwendungen sind bei allen Ohrschmerzen hilfreich oder sinnvoll. Deshalb: Fragen sie auch in diesem Fall immer zuerst ihren Arzt!
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