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Welche Reiseversicherungen gibt es und welche sind wirklich wichtig

Ein älteres Hippie-Paar sitzt in der Sonne. (c) AdobeStock

Für Personen, die viel reisen, kann ein Reiseversicherung eine sinnvolle Option sein. So lautet das Fazit eines aktuellen Tests des Vereins für Konsumenteninformation [VKI], der ab sofort online und im Magazin KONSUMENT verfügbar ist. Wann aber ist der Abschluss einer Reiseversicherung grundsätzlich sinnvoll? Welche Arten von Reiseversicherungen gibt es? Welche davon sind wichtig? Und was ist bei Versicherungen via Kreditkarte zu beachten? VKI-Versicherungsexpertin Gabi Kreindl gibt Auskunft.


Vor Abschluss einer Reiseversicherung eine »Bestandsaufnahme« machen

„Es gibt nicht die eine, ideale Reiseversicherung. Je nach individuellem Bedürfnis ist die Absicherung unterschiedlicher Risiken relevant“, erläutert Kreindl. „Der erste Schritt bei der Entscheidung für oder gegen eine Reiseversicherung ist, den Bedarf zu klären und eine Bestandsaufnahme zu machen, welche Risiken bereits über eine andere Versicherung ausreichend abgedeckt sind. Das kann in Form einer privaten Unfall- oder Krankenversicherung, einer Kreditkarte oder durch Mitgliedschaften bei Clubs und Vereinen sein.“

„Wichtig ist dabei immer, jene Risiken abgesichert zu haben, die ins Geld gehen können oder womöglich sogar existenzbedrohend sind“, so Kreindl weiter. „Bei Reisen ins Ausland sollte vor allem darauf geachtet werden, dass medizinische Leistungen umfasst sind und ob – besonders bei teuren Reisen – eine Stornoversicherung greift.

Ein älteres Paar auf der Couch, sie mit Laptop, er mit Smartphone. Beide schauen sich am Smartphone was an.
(c) AdobeStock
Die Vorfreude ist die schönste Freude – aber damit die nächste Reise kein Reinfall wird, sollte sie jedenfalls über eine Reiseversicherung nachdenken.

Überblick über die gängigsten Reiseversicherungen

Reisestornoversicherung

Eine Reisestornoversicherung übernimmt jene Kosten, die der Reiseveranstalter verrechnet, wenn eine bereits gebuchte Reise wegen bestimmten und klar festgelegten Gründen nicht angetreten werden kann. Die Gründe sind in den Vertragsbedingungen festgelegt [zum Beispiel Krankheit, Todesfall in der Familie]. Die Stornokosten werden entweder zur Gänze oder mit verein­bartem Selbstbehalt übernommen. „Empfehlenswert ist eine Stornoversicherung bei teuren Rei­sen für mehrere Personen, die lange im Voraus gebucht werden“, so Kreindl.

Auslandsreisekrankenversicherung

Diese übernimmt die Behandlungskosten bei akuter Erkrankung oder nach einem Unfall im Ausland. Bezahlt wird bis zur Höhe der vereinbarten Versicherungssumme [zum Beispiel Behandlungen und Heilmittel, Kosten für den Transport ins Spital]. Diese Versicherung ist bei Reisen in jene Länder empfehlenswert, in denen die Europäische Kranken­versicherungskarte [EKVK] nicht gilt, und bei Reisen an Orte, wo die ärztliche Versorgung mit besonders hohen Kosten verbunden ist. Auch eine private Krankenversicherung kann Leistungen für das Ausland vorsehen.

Reiseunfallversicherung

Bei dieser Form der Reiseversicherung werden nach einem Unfall die Kosten für Bergung, Suche und Rückholung übernommen. Sie leistet auch bei Unfalltod oder Dauerinvalidität. Kreindl: „Wer bereits eine private Unfallversicherung hat, braucht in der Regel keine extra Reiseunfallversicherung. Private Unfallversicherungen gelten meist weltweit. Man sollte hier aber je­denfalls auf Fristen und Definition von Ausschlussgründen achten.“

Reisehaftpflichtversicherung

Diese übernimmt gerechtfertigte Schadenersatzansprüche an Ver­sicherte und wehrt ungerechtfertigte Ansprüche ab. Eine Rei­sehaftpflichtversicherung gilt nur für die versicherte Reise. „Besser ist es, generell eine private Haftpflichtversicherung zu haben, die idealerweise weltweite Gültigkeit hat“, empfiehlt Kreindl. „In Öster­reich ist diese üblicherweise an die Haushaltsversicherung gekoppelt. Sie kann aber auch extra abgeschlossen werden.“

Reisegepäckversicherung

Die Reisegepäckversicherung übernimmt die Kosten bei Verlust, Diebstahl oder Beschädigung des Gepäcks. Es können auch Leistungen für Verspätungen bein­haltet sein. „Die Sinnhaftigkeit dieser Versicherung ist zu hinter­fragen, denn es gibt eine lange Reihe von Einschränkungen und Ausschlüssen“, erläutert Kreindl. Nicht versichert sind unter anderem Geld, Wertpapiere, Fahrkarten, Dokumente, Kunstgegenstände sowie Gegenstän­de, die zur Ausübung des Berufs mitgeführt werden. Für elektro­nische Geräte wie Handy und Laptop gibt es oft individuelle Höchstgrenzen. Keinen Ersatz gibt es für Gepäck, welches vergessen oder mangelhaft beaufsichtigt wurde.

Kreditkartenpakete

Bei Kreditkartenpaketen gibt es einige Punkte, die beachtet werden sollten, damit kein böses Erwachen droht: So ist meist nur die Person, auf deren Namen die Karte läuft, versichert. Der Versicherungsschutz ist häufig an Bedingungen geknüpft, beispielsweise Bezahlen der Reise mit der Karte oder Nutzung der Kreditkarte innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Die Deckungssummen können zu gering sein und bei einzelnen Leistungen können Selbstbehalte fällig werden.

Ein Koffer und ein Rucksack vor dem Eingang zu einem Flughafen.
(c) AdobeStock
Gerade bei Reisegepäckversicherungen gibt es eine lange Liste von Einschränkungen und Ausschlüssen.

VKI-Test Jahres-Reiseversicherungen: Bandbreite bei Prämien ist groß – Vergleich lohnt sich

Für Personen, die häufiger reisen, kann eine Jahres-Reiseversicherung durchaus überlegenswert sein, so das Ergebnis eines aktuellen Tests des VKI. Schon ab zwei Reisen pro Jahr kann sich diese auszahlen. Verglichen wurden insgesamt 13 Versicherungs­produkte ausgehend von zwei Testszenarien [30-jährige Person/ vierköpfige Familie] ohne Selbstbehalt, mit weltweitem Schutz. Ein genauer Blick auf die Prämien lohnt sich jedenfalls. Verbesserungsbedarf gibt es in puncto Transparenz. Die Darstellung der Versicherungsleistungen ist bei einigen Anbietern mangelhaft.

Große Bandbreite bei Prämien

Die Bandbreite der Prämien ist groß: Diese liegt bei 149 bis 349 Euro für eine Einzelperson und bei 211 bis 420 Euro für eine vierköpfige Familie. „Ein Vergleich lohnt sich hier allemal“, betont VKI-Versicherungsexpertin Kreindl. „Eine Jahresreiseversicherung ist aber insbe­sondere für Personen, die häufig ver­reisen, eine günstigere Alternative zu Einzelreiseversicherun­gen. Schon ab zwei Reisen pro Jahr kann sich das auszahlen. Ein deckungsgleiches Versicherungspaket für nur eine einzige – große – Reise kostet bei manchen Anbietern fast gleich viel wie der Ab­schluss einer Jahresreiseversicherung“, so Kreindl weiter.

„Die Vorteile einer Jahresversicherung sind zudem, konstante Konditionen und Ansprechpartner zu haben. Viele kleine Versicherungspakete können Verwirrung stiften: Was ist nun konkret versichert? Wer ist Ansprechpartner im Schadensfall?“ Auch ein gewisser psychologischer Druck falle bei der Reisebuchung weg: Zusätzliche Angebote für Reiseversicherungen können getrost abgelehnt werden, im Wissen, ohnehin ausreichend versichert zu sein.

Storno und medizinische Leistungen am wichtigsten

„Der Preis allein sollte aber nicht Entscheidungskriterium sein“, betont Kreindl. „Am wichtigsten ist es, für jene Fälle versichert zu sein, die ins Geld gehen und vielleicht sogar existenzbedrohend sein können. Die wich­tigsten versicherungsrelevanten Punk­te auch bei der Jahresreiseversicherung sind daher Storno und medizinische Leistungen im Ausland.“ Die zwei erhobenen Testszenarien umfassen neben Reisestorno, Reiseabbruch und medizini­sche Leistungen im Ausland zusätzlich Such- und Bergungskosten, Unfall, Reiseprivat­haftpflicht und Reisegepäck. Stornoleistungen sollten bis zu einer Summe von 2.500 Euro [Einzelperson] bzw. 5.000 [Familie] versichert sein.

Automatische Verlängerung

Als positiv erachtet Kreindl, dass bei Jahres-Reiseversicherungen der einmal gewählte individuelle Schutz das gesamte Jahr gültig ist – auch für spontane Reisen wie Wochenendtrips oder mehrtägige Städtereisen, die oft nicht extra versichert werden. Aber Achtung: Die Anbieter legen eine maximale Reisedauer fest. Diese lag im Test zwischen 28 und 90 Tagen pro Reise. Konsumentinnen und Konsumenten sollten zudem beachten, dass Jahres-Reiseversicherungen in der Regel für ein Jahr abgeschlossen werden und sich automatisch verlängern. „Wer die Versicherung aufgrund geänderter Lebensumstände nicht mehr benötigt, sollte daher darauf achten, rechtzeitig zu kündigen“, rät Kreindl.

Ein altes Paar umschlungen am Bug eines Segelschiffes.
(c) AdobeStock
Wer sorglos seinen Urlaub genießen möchte, sollte den Abschluss einer Reiseversicherung in Erwägung ziehen.

Ältere zahlen mehr

Auffällig ist, dass alle Anbieter – wenn auch in unterschiedlichen Ausformungen – Altersgrenzen eingebaut haben. Das Spektrum reicht von detaillierten Altersstufen hin zu Zusatzprä­mien oder Selbstbehalten ab einem ge­wissen Alter. „In anderen Worten: Wer älter ist, zahlt mehr“, so Kreindl. Beim Testsieger würde demnach das Jah­respaket für eine 61-plus-Person gut doppelt so viel kosten wie für eine 30-jäh­rige Person.

Verbesserungsbedarf bei Transparenz

Verbesserungsbedarf ortet Kreindl in puncto Transparenz: „Die Darstellung der Versicherungsleistungen ist zuweilen mangelhaft, Aus­schlüsse oder Leistungslimits finden sich nur gut versteckt im Kleingedruck­ten. Das macht einen Vergleich sehr mühsam.“

Service

Die ausführlichen Testergebnisse sowie einen Überblick über die gängigen Reiseversicherungen gibt es in der April-Ausgabe der Zeitschrift KONSUMENT und auf www.konsument.at/ReiseVers23.

(Bilder: AdobeStock)

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