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Depression – Aufklärung statt Tabus

Eine Frau sitzt allein und verlassen auf einem Steg an einem nebelverhangenem See, den Kopf auf ihre Hände gestützt. (c) AdobeStock

Depressionen zählen weltweit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen – und dennoch werden sie immer noch weitgehend unterschätzt und tabuisiert. Grund genug für den Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen [BÖP], ins Bewusstsein zu rufen: Sichtbarkeit, Aufklärung und rechtzeitige Unterstützung können Leben retten!


Depressionen beeinträchtigen nicht nur das seelische Wohlbefinden

In Österreich leben rund 730.000 Menschen mit einer Depression. Jede fünfte bis siebte Person erkrankt im Laufe des Lebens daran. Und die Folgen einer Depression sind alles andere als auf die leichte Schulter zu nehmen: Depressionen beeinträchtigen nicht nur das seelische Wohlbefinden, sondern auch Partnerschaften, Familie und Beruf.

Dabei gibt es aber nicht »die eine« Depression, denn die Depression hat viele Gesichter. Sie zeigt sich nicht immer sofort erkennbar und kann auch hinter äußerer Stabilität verborgen sein. Entscheidend ist: Depression ist eine ernsthafte, »aber behandelbare« Erkrankung – niemals ein persönliches Versagen. Betroffene brauchen Verständnis und professionelle Unterstützung, vor allem in akuten Krisen.

Eine alte Frau auf einem Sofa mit gesenktem Kopf, den sie auf ihre Hände stützt, Stichwort Depression.
(c) AdobeStock
Eine Depression kann in jedem Alter auftreten und ist nicht immer sofort als solche erkennbar. Von einer Depression spricht man, wenn Symptome wie anhaltende Traurigkeit, Interessenverlust, Schlafstörungen und/ oder Konzentrationsprobleme über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen bestehen und das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen.

Frauen besonders betroffen

Studien zeigen, dass Frauen doppelt so häufig wie Männer an einer Depression erkranken. Ursachen dafür liegen nicht in der „Natur“, sondern in gesellschaftlichen Strukturen: Gewalt, finanzielle Abhängigkeit, der Gender Pay Gap und eine äußerst ungleiche Verteilung von Care-Arbeit erhöhen das Risiko massiv. Hinzu kommt der Druck durch Schönheitsideale. Patriarchale Machtverhältnisse machen krank – und das spiegelt sich nicht zuletzt auch ganz eindeutig in den Zahlen wider.

Prävention ist zentral

Depressionen sind oft langwierig und zum Teil auch mit sehr hohen Behandlungskosten verbunden. Umso bedeutsamer ist die Prävention – vor allem durch die frühzeitige Reduktion von Risikofaktoren, die bereits in Kindheit und Jugend entstehen können, sowie durch die gezielte Förderung psychischer Gesundheit und individueller Ressourcen.

Zu den zentralen Risikofaktoren zählen unter anderem eine beeinträchtigte psychische Entwicklung, ein geringes Selbstwertgefühl, belastende oder traumatisierende familiäre Beziehungen, der Verlust nahestehender Bezugspersonen sowie vielfältige Stressbelastungen. Im Jugendalter kommt zudem der häufige und unregulierte Konsum von Social Media hinzu.

Genau an diesen Punkten setzen präventive Interventionen an mit dem Ziel, Resilienz aufzubauen, Schutzfaktoren zu stärken und die Entstehung von Depressionen möglichst frühzeitig zu verhindern.

„Depression ist eine sehr ernste Erkrankung. Für die Prävention ist es entscheidend, erste Anzeichen frühzeitig zu erkennen, die sich häufig auch schon im schulischen Kontext zeigen. Wir müssen endlich offen über Depression sprechen, um Tabus zu durchbrechen und frühe gesundheitsfördernde und präventive Maßnahmen setzen zu können“, betont BÖP-Präsidentin ao. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger.

Psychische Gesundheit muss mit körperlicher Gesundheit gleichgestellt werden. Der Zugang zu Behandlung muss für alle Menschen leistbar und rechtzeitig verfügbar sein. Denn klar ist: Es gibt keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit.“

Ein älterer Mann, der traurig an einem Fenster lehnt und hinausschaut.
(c) AdobeStock
Männer leiden zwar grundsätzlich weniger häufig an einer Depression, aber auch für sie gilt: Bitte keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen und so rasch wie möglich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen!

Hilfe finden

BÖP-Helpline – Das psychologische Beratungsservice des Berufsverbandes Österreichischer Psycholog•innen hilft ihnen kostenlos, anonym und kompetent seit mehr als 20 Jahren. Psycholog•innen stehen für ihre Fragen und persönlichen Anliegen am Telefon und per e-Mail zur Verfügung – vor allem und ganz besonders in dieser herausfordernden Zeit.

Sie finden an der Helpline Rat und Unterstützung, ganz egal, ob sie sich in einer akuten Krise befinden und nicht mehr weiter wissen, oder an psychischen Störungen wie Ängsten, Depressionen, Zwängen etc. leiden, Problemen in ihrer Paarbeziehung zutage treten, sie unter Existenzängsten leiden, oder ihr Partner•ihre Partnerin psychisch erkrankt ist und sie sich darüber informieren möchten – die BÖP-Helpline steht ihnen kostenlos und anonym zur Verfügung: Montag bis Donnerstag von 9 bis 13 Uhr telefonisch unter 01/ 504 8000 oder per Mail an helpline@psychologiehilft.at.

Psychnet“ – die BÖP-Psycholog•innen-Suchmaschine

(Bilder: AdobeStock)

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