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Tipps gegen Lebensmittelverschwendung – gut für die Umwelt, gut für die Geldbörse!

Ein Mistkübel voll mit Bioabfall. (c) AdobeStock

Ein achtsamer Umgang mit Lebensmitteln will gelernt sein. In unserem hektischen Alltag kommt die eigene Ernährung oft zu kurz. Doch sie ist im wahrsten Sinne des Wortes unser „Lebensmittel“ und hat unsere Aufmerksamkeit mehr als verdient.

Häufig hört man: „Bei mir gibt es keine Lebensmittelverschwendung!“ Doch das kann eigentlich nicht sein: Allein in Österreich werden jährlich mehr als 1,2 Millionen Tonnen Lebensmittel nicht gegessen, was im Schnitt 135 Kilo pro Kopf entspricht. Schauen wir also genau hin, lernen wir aus unseren Fehlern und sammeln Informationen. So kann positive Veränderung passieren.


Lebensmittelverschwendung: 40 Prozent werden weggeworfen!

Rein rechnerisch werden alle Lebensmittel, die von Jahresbeginn bis zum 26. Mai produziert wurden, verschwendet – das entspricht rund 40 Prozent weltweit. “Die Produktion von Lebensmitteln verbraucht enorm viele Ressourcen wie Wasser, Energie und fruchtbaren Boden. Wir können es uns angesichts der Klima- und Biodiversitätskrise nicht leisten, dass sie ungenutzt im Müll landen. Die Politik muss endlich handeln, um diese sinnlose Verschwendung zu stoppen”, sagt Dominik Heizmann, Experte für nachhaltige Ernährung beim WWF Österreich.

Doch trotz diverser Zusagen zur Eindämmung des Problems lassen umfassende politische Maßnahmen bisher auf sich warten: “Es ist ethisch und ökologisch ein Skandal, dass täglich tonnenweise genießbare Lebensmittel vernichtet werden. Die Bundesregierung muss endlich ein rechtlich verbindliches Maßnahmenpaket verabschieden“, fordert Heizmann vom WWF.

Dominik Heizmann vom WWF mit einer Kiste Gemüse, Stichwort Lebensmittelverschwendung.
(c) WWF/ Johannes Zinner
Experte Dominik Heizmann weiß, dass 40 Prozent aller Lebensmittel vernichtet werden.

Das Essen auf unseren Tellern hat eine Geschichte

Den größten Anteil der Verschwendung machen Obst, Gemüse, Brot und Gebäck aus. Die größte Umweltbelastung stammt jedoch von Fleischabfällen – trotz der geringeren Menge. “Das liegt daran, dass die Produktion tierischer Lebensmittel sehr ressourcenintensiv ist und viele Treibhausgase freisetzt”, erklärt Heizmann. So werden etwa für den Futtermittelanbau artenreiche Lebensräume wie Regenwälder und Savannen gerodet und umweltschädliche Chemikalien eingesetzt. “Wir sollten uns nicht von Rabatten und Aktionen auf Fleisch verleiten lassen und bewusst einkaufen – gerade in der Grillsaison.”

Unsere Lebensmittel werden angebaut und geerntet, mehrmals transportiert, gelagert, oft gekühlt oder verarbeitet und schlussendlich zubereitet. Das braucht Energie und Fläche und es entstehen Treibhausgase. Jedes Kilogramm Nahrungsmittel, dass dann im Müll landet, belastet unser Klima und die Natur unnötig! Es macht also einen großen Unterschied: Wenn wir achtsam mit den wertvollen Ressourcen umgehen, leisten wir einen großen Beitrag für eine nachhaltige Gesellschaft!

#Tipp01: Richtig lagern für mehr Frische, längere Haltbarkeit und besseren Geschmack

Manche Obst- und Gemüsesorten sondern Reifegase wie zum Beispiel Ethylen ab. Andere Lebensmittel, die in der Nähe gelagert werden, reifen dadurch nach und verderben schneller. Auch im Kühlschrank. Daher sollten sie unter anderem Äpfel, Bananen, Tomaten, Pilze, Kartoffeln und Gurken getrennt voneinander und von anderem Obst und Gemüse lagern.

Lebensmittel sollten aus diesem Grund immer entsprechend der Verpackungsempfehlungen und am richtigen Ort aufbewahrt werden. Als Grundregel gilt: Neue Einkäufe immer hinten verstauen. Essensreste luftdicht aufbewahren oder portioniert ins Gefrierfach.


So sollte der Kühlschrank organisiert werden

Oberstes Fach [7-8 °C]
Alles, was weniger Kühlung braucht und hier sein Aroma entfalten kann – Käse, Geräuchertes, Einmachgläser, etc.
Mittleres Fach [5-6 °C]
Milchprodukte fühlen sich an diesem Ort am wohlsten, Essensreste abdecken für längere Frische!
Unteres Fach [2-4 °C]
Der kühlste Ort ist für leicht verderbliches Essen wie frisches Fleisch, Wurst und Fisch reserviert!
Gemüselade [6-8 °C]
Obst und Gemüse halten am Besten im Gemüsefach. Radieschen und Karotten ohne Grün lagern!
Kühlschranktür [4-11 °C]
In die Tür kann alles, was wenig Kühlung braucht: Eier, Butter, Senftuben und Säfte.


#Tipp02: „Mindestens haltbar bis“ heißt nicht „Sicher ungenießbar ab“

Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Wegwerfdatum! Herrscht Unsicherheit schafft der 3-Sinne-Test Abhilfe: Ansehen, riechen und schmecken! Unsere Sinne erkennen Unstimmigkeiten meist sofort.

Vergessenes Essen im Kühlschrank wird nicht gleich sauer. Joghurt zum Beispiel verzeiht uns über Wochen hinweg, wenn es ungeöffnet und kühl gelagert wurde. Bei Trockenprodukten wie Reis und Nudeln, sind es Jahre. Auch Eier halten lange! Der Wasserglas-Test bringt hier Sicherheit: Bleibt das Ei am Grund ist es genießbar – verdorbene Eier schwimmen an der Oberfläche.

Achtung: Bei leicht verderblichen Lebensmitteln wie Frischfleisch und Fisch ist ein Verbrauchsdatum angegeben [„zu verbrauchen bis“]. Dieses muss unbedingt eingehalten werden.

#Tipp03: Verbrauchsdatum beachten

Das Verbrauchsdatum wird für sehr leicht verderbliche Lebensmittel vorgeschrieben. Dazu zählen frisches Fleisch, rohes Faschiertes, frischer Fisch und Rohmilch. Da diese Lebensmittel in verdorbenem Zustand potenziell schädlich für die menschliche Gesundheit sind, sollte das Verbrauchsdatum unbedingt eingehalten werden.

Fleisch, Wurst und Fisch verlangen dem Klima und der Natur besonders viel ab. Regenwälder und Graslandschaften werden für die Futtermittelproduktion abgeholzt oder abgebrannt. 93 Prozent der globalen Fischbestände sind entweder überfischt oder bis an ihre Grenzen befischt. Fleisch und Fisch sollten daher sehr bewusst und in Maßen konsumiert werden. Damit diese ressourcenintensiven Produkte auf keinen Fall im Müll landen, bitte nur das kaufen, was man wirklich benötigt und bald verzehrt.

Gute Einkaufsplanung ist wichtig. Auch bei allen anderen Lebensmitteln! Ein Blick in den Kühl- und Lagerschrank, eine Einkaufsliste schreiben, unnötigen Sonderangeboten widerstehen und nicht hungrig einkaufen: Das macht einen großen Unterschied.

#Tipp04: Kreativ verwerten & teilen

Die Köstlichkeiten von gestern erscheinen plötzlich unattraktiv oder eine Bestellung beim Lieferdienst angenehmer? Viele Lebensmittel und Speisen landen im Müll, weil wir keinen „Gusto“ mehr auf sie haben. In diesen Momenten kurz innehalten: Ans Geldbörserl, an unsere Verantwortung gegenüber Mitmenschen und Natur denken. Vielleicht kommt der „Gusto“ zurück.

Kreativ werden. Unser Essen hat eine zweite Chance verdient. Es gibt endlose Möglichkeiten aus Resten Neues zu zaubern: Altes Brot und Gebäck wird zu Knödeln oder Brot-Chips, Gemüsereste zum Ofengericht oder Suppeneintopf, unansehnliches Obst zum gesunden Smoothie, braune Bananen zum Bananenbrot. Auch der Allerlei-Auflauf, die kreative Pasta-Variation und der Scheiterhaufen sind wahre Gaumenfreuden. Einfach ausprobieren: Neue Kreationen schmecken oft besser als erwartet!

Wenn es mal wirklich zu viele Reste waren: Essen in der Nachbarschaft und im Freundeskreis verteilen oder an Food Sharing Dienste wie zum Beispiel Fairteiler verschenken. Das tut der Umwelt gut!

Auch im Restaurant haben wir es in der Hand. Waren die Augen größer als der Magen? Reste mit nach Hause zu nehmen – optimaler Weise in der wiederverwendbaren Verpackung. So schmeckt die Mahlzeit gleich zwei Mal.

Die Hand einer Frau, die Pizzastücke in den Müll wirft.
(c) AdobeStock
Nicht alles, was man im Moment nicht mehr essen möchte, muss sofort weggeschmissen werden. Die Pizzareste von Mittag schmecken beispielsweise auch noch am Abend oder am nächsten Tag.

#Tipp05: Haltbar machen!

Haltbar-Machen liegt im Trend. Schon Oma’s Rezepte neu entdeckt? Ob Einkochen [zum Beispiel als Marmelade oder Chutney], Einwecken, Einlegen, Dörren oder Kandieren, es gibt viele Möglichkeiten, die Haltbarkeit frischer Produkte zu verlängern. Die neuen Variationen schmecken lange gut.

#Tipp06: Einfrieren!

Brot und Fleisch landen schon regelmäßig im Gefrierfach? Auch fertige Speisen, Milch- und Molkereiprodukte, Obst und Gemüse eignen sich bestens dafür. Aber in den Tiefen des Eises sollten wir unser Essen nicht vergessen. Und: Produkte mit hohem Wassergehalt [wie Salat] werden beim Auftauen matschig.

Cool genug? Über 80 Prozent der österreichischen Kühlschränke sind falsch eingestellt. Die optimale Durchschnittstemperatur beträgt 7°C, in der Fleischlade [unterstes Fach] 3°C. Checken sie mit einem Thermometer, ob die Temperatur im eigenen Kühlschrank optimal eingestellt ist.

(Bilder: AdobeStock, WWF/ Johannes Zinner, AdobeStock)

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