Unsere heutige Ernährungsweise tötet mehr Menschen als Rauchen, Alkohol und Bewegungsmangel zusammen. Die Wissenschaftlerin Dr. Sarah Schwitalla deckt in ihrem richtungsweisenden Buch „Das Mikrobiom Komplott“ nicht nur sorgfältig recherchiert auf, wie tödliche, chronische Krankheiten im Darm entstehen können. Sie zeigt auch, wie Lebensmittelindustrien aus wirtschaftlichen Interessen Politik, Wissenschaft und Konsumentinnen und Konsumenten manipulieren und dabei rücksichtslos die Gesundheit von Millionen Menschen aufs Spiel setzen.
Dabei liefert sie eine lebenswichtige Anleitung, mit der jeder Mensch die Manipulation durchschauen und sich wirksam vor chronischen Krankheiten schützen kann.
Lobbyismus auf Kosten der Konsumentinnen und Konsumenten
Die Public Health Expertin Dr. Sarah Schwitalla, die unter anderem an der TU München, der Harvard Medical School und in Cambridge medizinisch forschte, zeigt in ihrem neuen Buch „Das Mikrobiom-Komplott“, wie große Lebensmittelkonzerne die nationalen Gesundheitsbehörden und sogar die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit [EFSA] systematisch unterwandern – und zwar ausschließlich zu ihrem wirtschaftlichen Vorteil und zum gesundheitlichen Nachteil der Konsumentinnen und Konsumenten.
Schwitalla, Expertin für Darmgesundheit, zeigt unter anderem, dass die Behörden Stoffe zulassen, die laut Studien klar krebserregend sind. Dazu kämen Stoffe wie zum Beispiel Emulgatoren, die nicht ausreichend getestet und in geringen Mengen zwar harmlos seien, die aber in Kombination mit anderen Stoffen im Körper einen gefährlichen Cocktaileffekt auslösen können.
Das Mikrobiom Komplott
Die Welt ist krank. Es hat noch nie einen so hohen Prozentsatz an chronisch kranken Menschen gegeben. Und es werden immer mehr. Wir haben weltweit den höchsten chronischen Krankenstand in der Geschichte der Menschheit erreicht. Wie konnte es so weit kommen? Es ist unser Essen. Unsere heutige Ernährung tötet mehr Menschen als Zigarettenrauch, Bewegungsmangel, Infektionskrankheiten oder Verkehrsunfälle.
„Wir essen heute Lebensmittel, die es vor sechzig, siebzig Jahren noch nicht gegeben hat“, warnt Schwitalla in ihrem sorgfältig recherchierten Buch. „Viele davon sind molekular verändert und voller Chemikalien und Zusatzstoffe, die besorgniserregende Effekte auf unsere Organe, auf die biochemischen Prozesse in unserem Körper und vor allem auf ein bisher stark vernachlässigtes Organ haben, das Mikrobiom in unserem Darm.“ Sich pandemisch ausbreitende Zivilisationskrankheiten wie Darmkrebs, Herzinfarkte oder Depressionen seien nur einige der daraus resultierenden dramatischen Folgen.
Unser Körper ist ein System. Mit allem, was wir täglich essen, entscheiden wir, ob dieses System reibungslos funktioniert. Ob wir als Mensch gesund sind und bleiben oder krank werden. Ernährung ist unsere mächtigste Waffe im Kampf gegen alle chronischen Erkrankungen.
Besonderes Augenmerk auf Kinder
Besonderes Augenmerk hat Schwitalla bei ihren umfangreichen Recherchen auf Kinder gelegt – mit sehr erstaunlichen Ergebnissen. „Je höher der Medienkonsum der Kinder, desto ungesünder ist ihre Ernährung„, schreibt sie unter anderem. Die Verantwortung dafür sieht sie jedoch nicht bei den Eltern, sondern ebenfalls bei den Lebensmittelkonzernen, die mit besonders ungesunden Produkten über Fernsehen und Social Media gezielt vor allem auch Kinder ansprechen. „Besonders zu kritisieren ist der Trend, dass die Konzerne Influencer, die oft selbst noch Kinder sind, für die Bewerbung solcher Produkte bei Gleichaltrigen bezahlen.“
Die Fettleibigkeitsrate von Kindern wird sich auch dadurch bis zum Jahr 2025 verdoppeln. Mehr noch: So würden etwa viele typische Geburtstagsprodukte als „Glanzmittel“ den Stoff Titandioxid enthalten, der sich wie Feinstaub an den menschlichen Zellen festsetzt und krebserregend sei, schreibt Schwitalla. Die Politik sei dringend gefordert, hier endlich regulierend einzugreifen und statt im Interesse der Konzerne im Interesse der Kinder und deren Eltern zu handeln.
Moderne Ernährung schädlicher als Tabak, Alkohol und Bewegungsmangel zusammen
„Rauchen kann Krebs verursachen. Daran zweifelt heute niemand mehr. Aber es hat mehr als sechzig Jahre Lobbyismus und über 7.000 Studien gedauert, bis die Politik es endlich für gesundheitsschädlich erklärt hat. Werden solche Warnungen bei ungesunden Lebensmitteln ebenso lange auf sich warten lassen?„, stellt Schwitalla eine immens wichtige Frage in den Raum.
Sogar vermeintlich gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse seien, wenn sie nicht explizit „bio“ seien, mit Pestiziden verunreinigt, die sich mit Leitungswasser nicht mehr entfernen ließen. Zehnprozentige Kochsalzlösung oder fünfprozentige Essigsäure wären dafür nötig, und selbst dann blieben 30 Prozent der Pestizide weiterhin haften.
Blick hinter die Kulissen
„Ich möchte Sie auf eine Reise mitnehmen hinter die Kulissen der Mikrobiom-Forschung und der wissenschaftlichen Studien, in die Labore der Lebensmittelindustrien, auf die Sofas der nationalen, europäischen und internationalen Politikerinnen und Politiker, an die Konferenztische der EU-Behörden und Fachgesellschaften, in die Meetings der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde und der Weltgesundheitsorganisation WHO, zu den geheimen Planspielen der »Thinktanks«, auf die Höfe der Bauern, auf die Straße zu Demonstrantinnen und Demonstranten und in die Psyche der Menschen.
Die Fragen, die mein Buch zu beantworten versucht, lauten unter anderem: Wie ist es so weit gekommen? Wie genau können Lebensmittel krank machen und wie können sie uns gesund halten? Wie können wir die steigende Anzahl an chronischen Krankheiten aufhalten? Was können wir in Zukunft dafür tun, jeder für sich und seine Familie, aber auch wir als Gesellschaft?
Mein Buch ist ein Aufruf zu mehr Achtsamkeit im Alltag. Achtsamkeit für die Umwelt. Achtsamkeit für die eigene Gesundheit. Alles, was man isst, hat einen Effekt auf den Körper und auf den Planeten. Jeder Einkauf trägt zum aktuellen System bei. Jede und jeder kann selbst wählen, was und wie der Effekt ausfallen soll: gut oder schlecht. Wir müssen nur Bescheid wissen. Wenn wir bewusste Entscheidungen treffen, verändern wir jeder im Kleinen die Welt und beeinflussen damit kollektiv als »Revolution von unten« das Angebot im Supermarkt. Das ist die Macht der Konsumentinnen und Konsumenten, jeder einzelnen Bürgerin, jedes einzelnen Bürgers, jedes Menschen, der isst.“
Über die Autorin
Dr. Sarah Schwitalla hat als Wissenschaftlerin jahrelang unter anderem in den USA [Harvard University] und Deutschland an der TU München in der Darmkrebsforschung gearbeitet. Sie setzt sich als unabhängiger Public Health Consultant und als Gründerin des internationalen, virtuellen Zentrums für integrative Darmgesundheit für die öffentliche Gesundheit ein, um dem steigenden Trend chronischer Darmerkrankungen entgegenzuwirken.
(Bilder: edition a)