Wer hätte vor wenigen Wochen gedacht, dass ihr/ ihm die kryptische Bezeichnung „B.1.351“ etwas sagen würde? Doch mittlerweile wissen sehr vielen von uns, dass es sich dabei um die Bezeichnung der Corona-Virus Mutante aus Südafrika handelt. Nach B.1.1.7, der britischen Mutante, ist B.1.351 eine zweite ansteckendere Variante, die seit geraumer Zeit in Österreich grassiert. Lesen sie hier, was bisher darüber bekannt ist.
B.1.351 – Corona-Virus Mutante, die erstmals in Südafrika entdeckt wurde
Eines gleich vorweg: es war letztlich von Beginn der Corona-Pandemie klar, dass das Virus mutieren wird. Das haben Viren generell so an sich und ist nicht ungewöhnlich. Obwohl ersten Studien zufolge die bisher zugelassenen Impfstoffe von BioNTech/ Pfizer, AstraZeneca und Moderna auch gegen diese Varianten wirksam sind – zumindest in abgeschwächter Form –, bleibt es ein Wettlauf mit der Zeit. Denn B.1.351 [oder auch auch 501.V2 oder 20H/ 501Y.V2] verbreitet sich sehr viel schneller als bisher bekannte Stämme des Corona-Virus. Studien belegen, dass sich B.1.351 rund 50 bis 60 Prozent schneller ausbreitet als die ursprüngliche Variante.
Aber bevor wir näher auf B.1.351 eingehen, gehen wir sozusagen einen Schritt zurück und stellen uns die Frage: Warum kommt es eigenlicht zu Viren-Mutationen?
Was genau sind Mutationen von Viren?
Viren mutieren ständig und passen sich so ihrer Umgebung an. Im Gegensatz zu Bakterien können Viren nicht eigenständig überleben. Sie benötigen sogenannte „Wirtszellen“, um sich zu vermehren. Dazu dringen sie in die Zellen von Pflanzen, Tieren oder – wie im Fall von SarS-CoV-2 – Menschen ein und schleusen ihre eigene Erbinformation [Genom] ein. Um sich zu vermehren und neue Viren in der Zelle zu produzieren, wird das Genom der Viren permanent kopiert – und dabei treten allerdings immer wieder Fehler und auch Anpassungen auf, sprich das Virus mutiert und verändert sich.
In einem Tröpfchen Speichel eines akut mit dem Corona-Virus Infizierten findet man vermutlich tausende Mutante, die sich an einer oder mehreren Stellen im Genom voneinander unterscheiden. Die allermeisten davon haben keinen negativen Effekt für das Virus. Einige helfen aber auch dem Virus. Vergleichbar mit einer Art Wettlauf unter den Varianten setzen sich schließlich jene durch, die dem Virus einen Vorteil verschaffen: Das kann eine raschere Verbreitung sein oder die Fähigkeit, Antikörpern des Wirts zu entgehen. Oder anders gesagt: Viren passen sich ständig immer besser an den Wirt an.
Bei B.1.351 handelt es sich um eine durch Mutationen entstandene, neue Variante des Corona-Virus, die erstmals im Dezember 2020 in Südafrika entdeckt wurde.
Ist die südafrikanische Corona-Virus-Variante gefährlicher als die „normale“?
In den meisten Fällen sind Mutationen von Viren harmlos und haben keinen nennenswerten Effekt. Manchmal jedoch können sie dem Virus einen Vorteil bei seiner Verbreitung verschaffen, wie es eben auch bei der südafrikanischen Variante B.1.351 der Fall ist.
Vermutet wird, dass sie entstanden ist, weil ein hoher Anteil der Bevölkerung in Südafrika schon eine Corona-Infektion durchgemacht hatte. Das hängt mit der dortigen Infektionslage zusammen, wo vor allem in den großen Städten viele Menschen in Armut eng zusammenleben und ein hoher Anteil von ihnen bereits Antikörper aufweist. Das ist eine Situation, wo das Virus gegen Antikörper kämpfen muss, wenn es wieder neue Leute infizieren will. Gegen diesen Immundruck hat sich so das Corona-Virus möglicherweise mit der nun vorhandenen Mutation verteidigt. Fachleute sprechen in so einem Fall auch von Escape-Mutation [Fluchtmutation].
Bisherigen Untersuchungen zufolge ist die südafrikanische Mutante dadurch deutlich ansteckender als die ursprüngliche Variante. Zudem wird vermutet, dass B.1.351 jüngere Menschen häufiger befällt und häufiger schwere Erkrankungsverläufe auslöst. Belege dafür fehlen aber bislang noch.
Nach dem, was Forscherinnen und Forscher bisher wissen, ist B.1.351 nicht tödlicher als die ursprüngliche Variante. Allerdings gibt es Hinweise, dass die Südafrika-Mutante die Immunantwort umgehen und damit zu einer neuerlichen Infektion mit Covid-19 führen könnte. Erste Untersuchungen weisen in die Richtung, dass Genesene zwar Antikörper haben, diese aber nicht mehr gegen die Südafrika-Variante wirken. Allerdings kann sich der Körper vermutlich immer noch zur Wehr setzen – Antikörper sind nicht alles, es gibt auch noch eine zelluläre Immunität. Und diese Immunantwort kann eine mögliche zweite Infektion auf jeden Fall abschwächen, sodass diese milder verläuft.
Wirken die zugelassenen Impfstoffe auch gegen B.1.351?
Nach all dem stellt sich natürlich die Frage: Wirken die drei derzeit in der EU zugelassen Impfstoffe von BioNTech/ Pfizer, AstraZeneca und Moderna auch gegen die Südafrika-Variante? Die klare Antwort: Jein.
Denn in ersten Tests hat sich gezeigt, dass die Impfstoffe gegen die südafrikanische Mutante B.1.351 eine teilweise geringere Wirksamkeit haben. Vor allem der Impfstoff von AstraZeneca bietet offenbar nur einen geringen Schutz gegen eine Infektion mit der Südafrika-Variante. Allerdings zeigt sich, dass der Impfstoff möglicherweise zumindest vor schweren Covid-19-Verläufen gut schützt.
Laut Angaben der Impfstoffhersteller BioNTech/ Pfizer und Moderna sind ihre Covid-19-Impfstoffe auch gegen B.1.351 wirksam. Außerdem haben alle drei Hersteller bereits angekündigt, bei ihren Impfstoffen „nachzuschärfen“, um bestmöglich gegen die bisher bekannten und eventuell noch im Laufe der Zeit auftretende Mutationen gerüstet zu sein.
Kann man sich vor B.1.351 schützen?
Die neue Variante B.1.351 scheint zwar ansteckender zu sein als die ursprüngliche Variante, ihr Übertragungsweg ist jedoch der gleiche. Daher sollte jede und jeder auch nach wie vor die Kontakte zu anderen Menschen auf ein Minimum reduzieren, und die bekannten Schutzmaßnahmen einhalten:
- Abstand halten
- auf Hygiene achten/ regelmäßig Hände waschen
- FFP2-Maske tragen
- Innenräume regelmäßig gut lüften
Service
Sämtliche aktuelle Informationen zu Verdachtsfällen sowie zu bereits bestätigten Fällen in Österreich finden sie HIER auf der Seite der AGES – Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit.
#BleibenSieGesund
(Bilder: Pixabay.com)