Der diesjährige Sommer lädt [auch coronabedingt] viele Menschen zu Wanderungen in die Berge ein. Wandern tut gut, macht fit und hilft dem Herz-Kreislaufsystem. Außerdem wirkt es sich positiv auf das Gemüt und das seelische Wohlbefinden aus. Die gute Stimmung kann aber schnell getrübt werden, wenn sich bei schlechtem Schuhwerk oder empfindlichen Füßen bereits nach den ersten Kilometern schmerzhafte Blasen und/ oder Muskelkater melden und breit machen. Meist bemerken viele Wanderer erst dann, dass etwas Wichtiges im Rucksack fehlt: die Rucksackapotheke.
Kleinere Verletzungen passieren immer wieder. Mal kratzt man sich irgendwo auf, mal stößt man sich an – im Grunde nichts Dramatisches. Wenn man sich aber doch einmal schlimmer verletzt, ist eine rasche Erstversorgung der Wunde sowohl als Notfallmaßnahme als auch für den späteren Heilungsverlauf sehr wichtig. Daher ist es sinnvoll, sich in einem gut ausgestatteten Erste-Hilfe-Shop mit den richtigen Hilfsmitteln einzudecken. Lesen sie hier, wie sie im Fall des Falles erste Hilfe mäßig reagieren.
Was gehört in eine Rucksackapotheke
Egal, ob Bergtour, Hochtour oder Trekkingtour – eine Rucksackapotheke sollte immer sterile Wundauflagen und Mullbinden, Pflaster, Blasenpflaster, Desinfektionsmittel [bevorzugt als Spray], Kühlspray oder eine kühlende Salbe, eine Schere, Sicherheitsnadeln, eine Pinzette zum Entfernen von Fremdkörpern, ein Dreieckstuch, Einmalhandschuhe und eine Alu-Rettungsfolie beinhalten. Ein hochwertiger Sonnenschutz, mit einem ausreichend hohem Lichtschutzfaktor, sowie ein Insektenschutzmittel dürfen im Rucksack ebenfalls nicht fehlen.
„Wichtig ist auch, dass Wanderer gegen FSME geimpft sind – wie alle Menschen, die gerne in der Natur aktiv sind. Bei einem Bienenstich empfiehlt es sich, den Stachel sofort aus der Haut zu ziehen und die betroffene Stelle gut zu kühlen“, rät Apotheker und Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer Mag. pharm. Dr. Gerhard Kobinger.

Geben sie Blasen an den Füßen keine Chance
Wandern ist ideal für Körper und Seele. Doch nach so einer ausgiebigen Bergtour lassen [oft auch] Muskelkater und Blasen an den Füßen nicht lange auf sich warten.
Entstehende oder noch nicht geplatzte Blasen stören durch leichte brennende Schmerzen. Oft zeigt sich in diesem Stadium nicht mehr als eine gerötete, leicht erhabene Hautstelle. Spätestens jetzt muss die betroffene Stelle durch ein Blasenpflaster abgedeckt und so vor weiteren Reizungen geschützt werden. Achtung: normale Pflaster verrutschen häufig und reizen die Haut dann noch mehr.
„Vor einer Wanderung ist es ratsam, die Füße mit einer Hautpflegecreme zu behandeln. Bewährt haben sich hier zum Beispiel die Hirschtalgcreme und Melkfett“, so Kobinger.
Die richtige Wandertour
Bevor es los geht, muss jedem motivierten Wanderer und jeder motivierten Wanderin bewusst sein, dass eine gute Grundkondition das A und O für jede Wandertour ist. Ist man nämlich zu erschöpft und hat schon nach kurzer Zeit „schwere Beine“, steigt das Verletzungsrisiko. Deshalb ist es wichtig, sich nicht zu überfordern, sondern etwas Zeit vorab zu investieren, um die passende Route zu finden. Anfänger beginnen am besten mit einer leichten Wanderung, bevor sie sich auf anspruchsvolle Bergtouren wagen.
Eine gute Alternative für „Einstigerinnen und Einsteiger“ sind auch geführte Wanderungen. Hier findet jede/ r die passende Wanderroute für sein persönliches Fitnesslevel.
Wärme, Erholung und Dehnen
Die beste Methode, einem Muskelkater vorzubeugen, ist regelmäßiger Sport bzw. regelmäßige Bewegung. Dann sind die Muskeln auch nicht „überrascht“, wenn auf einmal eine ausgedehnte Wanderung daher kommt ;). Damit sie die Wahrscheinlichkeit für einen Muskelkater nach einer Wandertour weiter senken, sollten sie ihre Beine – wieder zu Hause angekommen – ausgiebig dehnen.
Greifen sie beispielsweise mit den Händen ein Bein und strecken sie das Bein, indem sie die Fußspitze leicht anziehen. Das andere Bein ist leicht gebeugt. Erzeugen sie nun eine Dehnung, indem sie die Fußspitze zu sich heranziehen. Sie sollten nun merken, wie sich der Muskel langsam verlängert und dabei [auch] entspannt.
Außerdem lockert Wärme die beanspruchten Muskeln. Wohltuende Bäder oder entspannende Saunagänge verschaffen Linderung, denn bei Wärme lösen sich Verspannungen am besten. In warmer Luft werden Haut und Muskeln besser durchblutet und die Muskelschmerzen werden gemildert.
Und auch wenn es vielleicht etwas „komisch“ klingt und mitunter auch ein wenig schwer fällt: wer einen Muskelkater hat, sollte sich erst recht [leicht] bewegen. Denn Bewegung stärkt die Durchblutung, kurbelt den Stoffwechsel an und fördert die Heilung der kleinen Muskelrisse. Leichte Wandertouren, Waldspaziergänge oder leichte Radtouren sind hier empfehlenswert.

Reserven auffüllen und auf das Trinken nicht vergessen
Wie bei allen Sportarten verliert der Körper auch beim Wandern durch das Schwitzen viel Flüssigkeit – also vergessen sie nicht, ausreichend und regelmäßig zu trinken! Vermehrtes Schwitzen und längere körperliche Anstrengung beeinflussen auch den Magnesium-, Kalium- und Calciumhaushalt. Diese Mineralstoffe sind besonders wichtig für Herz, Muskeln und Nerven und helfen dem Körper vor allem auch bei der Regeneration.
Magnesium wirkt entspannend auf die Muskulatur und hilft, die Energiereserven wieder aufzufüllen. In Verbindung mit Calcium beschleunigen die beiden Mineralstoffe den Heilungsprozess der beanspruchten Muskelfasern. Auch Nüsse sind ein beliebter Wander-Proviant, da sie schnell Energie liefern. Gerade bei einem Ausdauersport wie Wandern sollte auf eine ausreichende Energiezufuhr geachtet werden.
Was tun bei Wunden und Verletzungen
Beim Wandern kann es immer wieder zu Stürzen kommen. „Schürfwunden sollten sofort mit Wasser ausgewaschen, mit Desinfektionsmittel desinfiziert sowie mit sterilen Kompressen und einer Mullbinde abgedeckt werden“, erklärt der Apotheker. „Bei Prellungen, Verstauchungen und Blutergüssen führt ein ‚Vereisungsspray‘ zu einer raschen Schmerzlinderung. Gut eignen sich auch Gele, die einen Kühleffekt ausüben und sowohl den Schmerz als auch die Entzündung bekämpfen.“
Grundsätzlich sollte bei Verletzungen die PECH-Regel angewandt werden: P wie Pause, E wie Eis, C wie Compressen und H wie Hochlagern.
Zum Abschluss appelliert Kobinger noch an alle – vor allem ungeübte – Wanderer: „Unterschätzen sie auf keinen Fall die Bergwelt und überschätzen sie auch nicht ihre Kondition und Ausdauer. Stimmen sie die Wanderroute auf die eigene Leistungsfähigkeit ab und achten sie immer auf geeignetes Equipment, adäquates Schuhwerk und die aktuelle Wetterprognose. So kann das Risiko für einen Unfall im Vorhinein reduziert werden.“
(Bilder: Pixabay.com)