In meiner Serie „Facebook für Anfänger“ haben ich Ihnen gezeigt, wie Sie ein Profil erstellen und personalisieren können. Doch bevor´s sozusagen nun ans Posten geht, möchte ich hier einen kritischen Blick „hinter den Vorhang“ machen. Denn Facebook sammelt neben den „freiwilligen Angaben“ noch viel mehr, als den meisten Internet-Nutzern bewusst ist. Der IT-Konzern weiß, wann sie schlafen, was sie löschen, welche sexuelle Orientierung sie haben, u.v.m.
Mit Freunden unter sich
Facebook Gründern Mark Zuckerberg sieht seine Plattform ja als „Innovation in Sachen Privatsphäre“ – weil Facebook ein Platz sei, auf dem man ganz privat mit seinen Freunden kommunizieren könne. Das sagte der Gründer des IT-Konzerns mit mehr als 1,8 Milliarden Nutzern bei einem Event in Berlin. Mit dieser Aussage waren aber die wenigsten der Anwesenden wirklich überzeugt. Denn in der Vergangenheit ist dann doch immer wieder sehr viel bekannt geworden über mutmaßliche Datenschutz-Verletzungen.
Tracking sogar im Schlaf
Facebook weiß in Wirklichkeit sehr viel über das Leben seiner Nutzer. Und daran sind wir quasi auch selber Schuld. Denn für viele – zugegeben, vor allem Jüngere – ist ein Blick auf Facebook bzw. auf die Facebook Messenger App das Erste, was vor dem Schlafengehen oder gleich nach dem Aufstehen gemacht wird. Gerade nach dem Aufstehen wird gleich mal gecheckt, was sich über Nacht getan hat. Man könnte ja etwas verpasst haben… 🙂
Aber dadurch hat Facebook hat einen ziemlich genauen Überblick über die Schlafgewohnheiten seiner Nutzer. Außerdem gab es vor kurzem erst Berichte darüber, dass die Facebook-App mithilfe des Smartphone-Mikrofons die Gespräche sowie die Umgebungsgeräusche mithören und den Inhalt analysieren. Warum? Um den jeweiligen Nutzern entsprechende „passendere“ Werbung anzeigen zu können…
Gelöscht ist gelöscht, oder doch nicht?
Aber das ist im Prinzip nichts neues, sammelt doch Facebook nicht erst seit gestern Daten aus allen Lebensbereichen über seine Nutzer. Der österreichische Datenschutz-Aktivist Max Schrems hatte schon vor Jahren aufgezeigt, dass Facebook zB Daten, die von Nutzern hochgeladen und danach wieder gelöscht worden sind, in einem Archiv gespeichert bleiben. Selbst die Information über entfernte Tags, Freunde oder Nachrichten bleiben bei Facebook erhalten und werden nur „für die User“ gelöscht. Aber gerade in diesem Fall sind diverse Klagen wegen Datenschutzverstößen am Laufen, und am Laufen, und am Laufen…
Profile auch von Nicht-Nutzern
Aber damit nicht genug. Facebook sammelt auch Daten zu Menschen, die überhaupt nicht eingeloggt oder angemeldet sind. Das passiert zB über die Synchronisation des Smartphones mit Facebook. Vor einigen Jahren haben Entwickler ein Programm veröffentlicht, über dieses Nutzer auf Informationen zugreifen konnten, die eigentlich nur Facebook gespeichert hatte… Facebook sammelt darüber hinaus mittels kleinen Dateien, Cookies genannt, Daten über das Surf-Verhalten von Facebook Usern und Nicht-Mitgliedern.
Facebook – der gläserne Mensch
Wissenschaftler gehen davon aus, dass Facebook mit all den Daten, die es über seine Nutzer und Nicht-Nutzer sammelt, mittlerweile sogar ohne explizite Information darüber berechnen, welche sexuelle Orientierung sie haben oder welche politische Ausrichtung. Dazu reichen oft Informationen, die Freunde des betroffenen Nutzers über sich selbst freigegeben haben. Und bei entsprechender Verknüpfung dieser Daten und immer besser werdender Vorhersagealgorithmen…
(Bilder: Pixabay.com)